Hugo Hilpmann

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Revolution: Erster Teil. Chronologie eines vergessenen Aufstandes. Plauen 1989-1990

Im Jahr 2024 jährt sich der Fall der Mauer zum 35 mal. 2025 feiern die Menschen in Deutschland Freiheit, Demokratie und „die Einheit“. Die Zeit des Mauerfalls und dem Jahr danach, sowie die Jahren unter der Herrschaft des SED-Regimes werden zunehmend verklärt. Die sog. „Ostalgie“ nimmt zunehmend an Fahrt auf. „Es sei ja nicht alles schlecht gewesen!“ Und „Früher gings uns allen besser“, hört man aus manchem Munde. Rechte Akteure, wie die AfD, ein Björn Höcke fordert sogar die Wende 2.0, oder der 3. Weg verklären auf Kundgebungen und Demonstrationen, die Ereignisse der Wende und nutzen sie als politisches Instrument ihres rechten Populismus. Auf Pegida-Demonstrationen riefen die Personen sogar: „Wir sind das Volk“, eine direkte und perfide Anlehnung an die Rufe der Demonstrant*innen in der DDR.

Diesen Beobachtungen folgend, war ich interessiert an der Wende selbst. Im kollektiven Gedächtnis stehen die Ereignisse in Leipzig und Berlin, aber auch Dresden wird gennant. Schnell kann man hier den Trugschluss ziehen, dass die Wende sich in wenigen, progressiven, Großstädten der DDR ereignete. Dies
ist jedoch nur bedingt richtig. Die großen und anstiftenden Ereignisse fanden in den Großstädten statt. Jedoch wurde auch in fast jeder kleineren Kreisstadt demonstriert und zum Schluss auch aktiv umgestaltet. Die Verschiebung und Konzentration auf die Großstädte lässt sich im Nachhinein einfach erläutern. In Berlin und Leipzig, waren im Herbst des Jahres 1989 die Kameras der westlichen Nachrichten und Pressen aufgestellt. Sie filmten die Ereignisse des 40. Jahrestag und somit natürlich auch die Demonstrationen. Oft war dies das einzige Bildmaterial, welches an eine breite Bevölkerung, vor allem in der BRD, veröffentlicht wurde und schlussendlich auch zur Forschung über die Ereignisse genutzt wurde. Dies lässt jedoch eine Tatsache aus: Die Revolution begann in Plauen.

Als Anfang Oktober Sonderzüge mit Prager Botschaftsflüchtlingen durch den Oberer Bahnhof rollten, machten sich erste Plauener Bürger ihrer Wut Luft. Der Oberer Bahnhof glich einer abgeriegelten Festung. Am 7.10. entlud sich die Stimmung auf dem Theaterund Otto-Grotewohl-Platz heftig. Es kam zum Einsatz zweier Löschfahrzeuge der Feuerwehr. Steine flogen und die Bereitschaftspolizei schlug auf die Demonstrant*innen ein. Dem Superintendenten Thomas Küttler ist es zu verdanken, dass die Demonstration friedlich aufgelöst und alle weiteren Demonstrationen in Plauen friedlich blieben. Die Arbeit „Revolution: Erster Teil. Chronologie eines vergessen Aufstandes. Plauen 1989-1990“ versucht dieser Bilderlosigkeit entgegen zu wirken. Es ist eine Sammlung aus Dokumenten, Archivbildern und Fotografien der Ereignissorte im heutigen Plauen. Ausgangspunkt ist ein Zeitstrahl, welcher während der Recherche zu den Ereignissen von mir angefertigt wurde. Die Orte und Ereignisse, welche ich auf dem Zeitstrahl nenne, sind so in den Bildern wieder zu finden. Durch die Abfolge einer Chronologie, bei welcher Ereignisse mehrmals vorkamen, kommt es auch zur mehrfachen Dopplungen der Bilder.

Die Bildern werden mit weniger Deckkraft dargestellt. Dies sorgt im ersten Moment für Irritation ist bei näherer Betrachtung aber schlüssig. Zeigen doch mehrfache Ereignisse eine Konsistenz an Forderungen und ein Weiterentwickeln von Ideen. Sind die Ideen und Forderungen, sowie der Ausgang der Ereignisse, im Herbst 1989 noch ungewiss, nehmen sie von Woche zu Woche mehr Gestalt an. Genauso, wie die Bilder.








Mit Bildern aus dem Stadtarchiv  Plauen von Ingrid Friedrich und Klaus Schoenfuß


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